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25. Verpackungsmaterialien und Food Contact Materials

Deutschland liegt in Europa in der Spitzengruppe des jährlichen Verbrauchs an Plastik, ein Großteil davon stammt aus Verpackungsmaterialien. (680) Für Materialien, die mit Lebensmitteln – oder Nahrungsergänzungsmitteln – in Kontakt kommen, wurde sogar ein eigener Begriff geprägt: Lebensmittelkontaktmaterialien oder FCMs (Food Contact Materials), wobei die meisten FCMs aus Plastik hergestellt werden.

Die im Plastikmaterial enthaltenen Chemikalien können durch Diffusion, in diesem Fall Migration genannt, in die Lebensmittel übertreten. Die übertretenden Substanzen sind nur zum Teil reguliert und teilweise sogar unbeabsichtigt oder gar unwissentlich enthalten. Auch hierfür gibt es einen Begriff: Es handelt sich um sogenannte NIAS (Non-Intentionally Added Substances = unbeabsichtigt hinzugefügte Substanzen). Im Laborjargon wird auch einfach vom “forest of peaks” gesprochen. Dies beschreibt das Dilemma: Die Mehrheit der Substanzen ist nicht eindeutig identifizierbar. (366) Zum Teil – so nimmt man an – handelt es sich hier um Beiprodukte aus chemischen Herstellungsprozessen und Abbauprodukte. Demgegenüber stehen klar als Toxine bekannte Substanzen, die aber in Spuren wissentlich in Kauf genommen werden. Ein Beispiel ist das krebserregende Formaldehyd (Kapitel 25.1.2), welches in Polyethylenterephthalat – also PET-Flaschen – vorkommt oder aus melaminhaltigen Materialien auf Lebensmittel übergehen kann. Die Liste der akzeptierten toxischen Substanzen ist lang; über 4000 waren es laut einer Veröffentlichung des Jahres 2014 – darunter viele hormonaktive Substanzen wie Bisphenol A und Phthalate (Kapitel 25.1.1). (47)

Migrationsfähige Stoffe sind vor allem auch ein Problem bei wiederverschließbaren Packungen, da hier Klebstoffe enthalten sind. Klebstoffrückstände können zudem auch durch unsachgemäße Anwendung und nicht ausreichende Aushärtung vermehrt freigesetzt werden. Zu diesen Stoffen gehören insbesondere primäre aromatische Amine (PAA), die schon in kleinen Mengen als krebserregend gelten. Es wird geschätzt, dass eins von acht humanen Karzinogenen ein aromatisches Amin ist bzw. in ein solches umgewandelt werden kann. (681) Zurzeit gibt es keine für Klebstoffe spezifische rechtliche Regelungen. Für Deutschland gibt es lediglich nicht rechtlich bindende Empfehlungen des Bundesinstituts für Risikobewertung. (682)

Konrad Grob vom kantonalen Labor Zürich schätzt, dass die Rückstandsbelastung von Lebensmitteln durch migrationsfähige Verpackungsbestandteile 100-mal höher ist als die durch Pestizide und andere Kontaminanten. (44) Die gesundheitlichen Auswirkungen und möglichen Risiken vieler dieser Stoffe sind nur unzureichend erforscht. Ein Teil der Stoffe wird sogar bewusst im Rahmen neuer Technologien hinzugefügt: Aktive Verpackungen mit kontinuierlicher Abgabe antimikrobieller Stoffe oder einer kontrollierten Atmosphäre aus Schutzgasen sollen Lebensmittel länger haltbar machen. Klebstoffe für wiederverschließbare Verpackungen sollen die Haltbarkeit der Produkte verlängern. Leider wird hier der Schwerpunkt der Forschung nicht auf die Überprüfung der eingesetzten Substanzen und deren etwaige Folgen für die menschliche Gesundheit gelegt, sondern häufig eher auf marktrelevante Aspekte.

Doch nicht nur aus Plastikverpackungen gelangen ungewollt Substanzen in unsere Nahrungsmittel – auch Recyclingkartons sind wegen der enthaltenen Druckfarben in den Fokus von Untersuchungen geraten. Aus diesen geht hervor, dass sogenannte MOH (Mineral Oil Hydrocarbons), also Kohlenwasserstoffe aus der Erdölindustrie, auf diesem Wege in unsere Nahrungsmittel übertreten – und zwar auch ohne den unmittelbaren Kontakt zu den Lebensmitteln (siehe hierzu Kapitel 25.1.6).

Forscher sehen heute insbesondere die Aufnahme der toxischen Substanzgemische in jungen Jahren und sogar vorgeburtlich als kritisch an, da der menschliche Organismus in den frühen Entwicklungsstadien am empfindlichsten auf solche Belastungen reagiert. Es wird vermutet, dass sich die Auswirkungen hormonaktiver Substanzen unter Umständen erst sehr viel später im Leben zeigen – und dann mit dem Ausbruch von Erkrankungen wie Diabetes, Übergewicht, Krebs, neurologischen und entzündlichen Erkrankungen einhergehen. (47) Dieses komplexe Geschehen ist jedoch äußerst schwer mit unseren heutigen Möglichkeiten und Studiendesigns zu belegen, sodass wir mit einer (behördlich) akzeptierten Grundbelastung leben – und das teilweise unwissentlich.

Die momentane Konsequenz der Behörden ist Schadensbegrenzung im Sinne des “as low as possible”-Prinzips, wobei oft keine klaren Grenzen existieren oder diese sich am Machbaren orientieren – ganz abgesehen davon, dass niemand sagen kann, wie mit offensichtlich vorhandenen, aber unbekannten Substanzen verfahren werden soll.

Es ist erstaunlich, mit wie vielen potenziell gesundheitsschädigenden Stoffen wir über Verpackungsmaterialien konfrontiert sind. Wissenschaftler schätzen sogar, dass der überwiegende Teil schädlicher Rückstände, die wir tagtäglich über die Nahrung aufnehmen, aus Verpackungsmaterialien stammt. Vor allem aus den in Deutschland so beliebten Plastikverpackungen migrieren unzählige, zum Teil nicht einmal bekannte Substanzen in Nahrungsmittel.

Wir finden es äußerst bedenklich, dass vor allem die möglichen langfristigen Effekte dieser Exposition kaum erhoben und bewertet werden und damit auch keine regulativen Beschränkungen in dieser Richtung stattfinden. Es stellt sich vor allem eine Frage: Wollen wir wirklich so lange warten, bis wir eindeutige Beweise für die schädlichen Auswirkungen multipler Chemikalienbelastungen vorgeführt bekommen? Und vielleicht noch wichtiger: Wollen wir beim bekannten “technisch Machbaren” bleiben oder wagen wir neue Wege?

Generell sind wir der Ansicht, dass die Idee einer intelligenten Verpackung und einer damit reduzierten Oxidation sowie verlängerten Haltbarkeit der Produkte eine durchaus sinnvolle Lösung sein kann. Zum Beispiel für getrocknetes, stark zerkleinertes Material, welches aufgrund der großen Oberfläche besonders schnell oxidiert, könnte dieses Verfahren durchaus von Nutzen sein. Das Prinzip hinkt allerdings durch die Verwendung hochmodifizierten Plastikverpackungsmaterials – und dem dadurch potenziellen Einbringen von toxischen Bestandteilen, die aus den Verpackungsstoffen in die Lebensmittel migrieren. Den Einsatz von toxischen Mitteln zur Vorbehandlung lehnen wir ebenfalls ab. Aufgrund der nachgewiesenen, häufig auftretenden Keimbelastungen pflanzlichen Frischmaterials ist auch diese Anwendung von zweifelhaftem Nutzen.

Wir haben uns daher entschieden, unsere hochreinen Produkte möglichst in lichtgeschütztem Braunglas zu verpacken, dem einzigen Verpackungsmaterial, aus dem garantiert keine Stoffe migrieren – und besser noch: Glas stellt eine hochwirksame Barriere für migrierende Substanzen aus anderen Quellen dar. (682) Schwieriger ist es, für die entsprechenden Schraubglasdeckel und Frischhaltesiegel geeignete Materialien ausfindig zu machen. Siegel bestehen häufig aus Aluminium – wir versuchen jedoch aus Nachhaltigkeitsgründen und aufgrund der gesundheitlichen Nachteile, die Aliuminium mit sich bringt, auf dieses Leichtmetall zu verzichten. Alternativ werden Polystyrole verwendet, welche Weichmacher enthalten können und ebenfalls zumindest für die Umwelt nicht unbedenklich sind. Wir verwenden aktuell Weichmacher-freies HDPE (Hart-Polyethylen) als Spezialanfertigung für unsere Einlegescheiben im Deckel.

Aufgrund der schlechten Ökobilanz und den möglichen chemischen Rückständen in gebleichter Watte aus Baumwolle (Kapitel 25.1.5) haben wir auf die Nutzung von Kapokwolle umgestellt. Diese kommt nur bei einigen wenigen besonders empfindlichen Produkten als Füllmaterial zum Einsatz.

Produkte in größeren Mengen, wie z. B. Superfood-Pulver, bieten wir in besonders nachhaltigen, echt bio-kompostierbaren Zipper-Beuteln an. Diese Beutel bestehen aus zu 100 % biologisch abbaubarem Material und werden aus Stärke, Cellulose und Papier ohne die Verwendung von Klebstoffen gefertigt. Im Gegensatz zu vielen anderen ausgelobten bio-kompostierbaren Verpackungen sind diese Tüten nicht nur industriell kompostierbar, sondern auch tatsächlich auf dem heimischen Kompost verwendbar. Für Produkte mit zwingend notwendiger höherer Barrieredichte – besonders hygroskopische oder oxidierende Stoffe – verwenden wir bei diesen Beuteln eine Variante mit einer hauchdünnen tiefer liegenden Beschichtung aus Aluminium (lediglich in Nano-Stärke), die nicht mit dem Produkt in Berührung kommt. Für den Druck auf allen Beuteln verwenden wir biologisch abbaubare Farben.

Auf aktive Verpackungssysteme verzichten wir bislang bewusst – auch wenn wir dafür eine weniger lange Haltbarkeit in Kauf nehmen müssen. Alleinig unsere hochwertigen Grüntees werden unter einer Schutzatmosphäre von inertem Stickstoff für den Sauerstoffschutz verpackt. Andere Schutzgassysteme (Kapitel 25.1.4) finden bei uns keine Anwendung. Silicabeutel für hygroskopische Produkte halten wir ebenfalls für unbedenklich. Andere Scavengersysteme oder antibakterielle Beschichtungen (Kapitel 25.1.3) kommen bei uns aufgrund des Risikos, unerwünschte Stoffe einzutragen oder Wechselwirkungen mit dem Produkt zu erzeugen, nicht in die Verpackung. Den Gefahren mikrobieller Verunreinigungen, Schimmelbildung und Insektenbefall begegnen wir mit hohen Hygienestandards, fachgerechter Behandlung der Rohstoffe und Sorgfalt in der Weiterverarbeitung.

Für die Lagerung unserer verpackten Produkte in unserem Lager kommen keine recycelten Kartons zum Einsatz. Diese werden vielmehr in speziellen, schadstofffreien Containern und Schütten aufbewahrt. Zum Versand verwenden wir ausschließlich nicht-recycelten Karton, sodass keine Verunreinigungen mit Mineralölbestandteilen enthalten sind.

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